Tritons Nachtgesang.

(veröffentlicht in „Der Schlossweg.“)

 

 

Wogen steigen, Wogen schwellen,
Flut und Lüfte: Werdet Schaum!
Entschlüpftest du den süßen Quellen,
stirbst du im Gebraus der Wellen,
stirbst im größten Lebensraum.


Wer diese Grenze überschreitet,
wird zu Schaum, zu weißem Schaum.
Wer nicht mehr auf den Wogen reitet
oder unter ihnen gleitet,
überlebt den Fehltritt kaum.


Ein blaues Ballkleid ist die Brandung,
wo sie Falten wirft, ist Schaum.
Vom Glitzerprunk bis zur Versandung:
Manchen schmeichelt die Gewandung,
manchen würgt der enge Saum.

 

Wogen schwellen, Wogen steigen,
ein Gebirge wächst im Schaum!
Apoll macht sich die Welt zu eigen,
golden wird das Meer sich zeigen,
leichenblass der Weltenraum.


Entschlafen ist das ferne Schweigen.
Weit vom Land her bis zum Schaum,
um goldnen Zucker auf den Feigen
und Liebkosung in den Zweigen
bitten wieder Busch und Baum.


Zur Ruhe nun, du bunter Reigen,
bette dich in weichen Schaum!
Das Landvolk mag sich nun verneigen,
unsereins muss tiefer steigen,
in den schönsten Schaum: den Traum!